Schwarze Milch o. Klassenfahrt nach Auschwitz

Als Auftragsarbeit des Kultursekretariates Gütersloh für die Jüdischen Kulturtage NRW hat der junge österreichische Autor und Theatermacher Holger Schober ein Theaterstück geschrieben, dass sich auf spannende Weise dem Thema Nationalsozialismus nähert. Thomas ist 17 und hat nie vom Holocaust gehört. Seine Welt bricht zusammen, als er auf Klassenfahrt nach Auschwitz fährt und dort zum ersten Mal mit den Gräueltaten der Nazis konfrontiert wird. Er kann nicht fassen, was er erfährt. Er verbrennt seinen Pass, weigert sich Deutsch zu sprechen und will kein Deutscher mehr sein. Er trifft auf Tomasz, einen polnischen Polizisten, der noch nie seine Waffe ziehen musste, seit Jahren in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau seinen Dienst tut und sich von seiner Arbeit mehr versprochen hat, als Idioten hinterher zu rennen, die dort Hakenkreuze hinter-lassen. Zwischen beiden entwickelt sich eine komplizierte Beziehung, in deren Verlauf Fragen nach Verantwortung, Fremdenhass und der Last der Vergangenheit gestellt werden. Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Charakteren ist die Tochter des Polizisten, zwischen ihr und Thomas bahnt sich gegen Ende eine zarte Verbindung an. Es gibt also auch eine Gegenwart und die Zukunft wartet. Grundsätzlich ist die Haltung des Jungen Theaters der Comedia aus Köln eine fragende, zuspitzende, polarisierende, die eher Diskussionen entzünden als vorschnelle Antworten geben will. Ein Theaterabend, der auch als ein Generationen übergreifendes Angebot ge-dacht ist.