Tourneetheater Thespiskarren
Endstation Sehnsucht
Schauspiel von Tennessee Williams
Tennessee Williams’ Theaterwelt zeigt zumeist Figuren und Situationen, die im Bild des lebenstüchtigen, optimistischen, „ordentlichen“ amerikanischen Bürgers in der Mitte des 20. Jahrhunderts keinen Platz haben. Eine dieser Figuren ist Blanche DuBois, die aufgrund ihres Lebenswandels als Lehrerin untragbar geworden und aus ihrem Wohnort sozusagen ausgewiesen worden ist. Dass Blanche versucht, einen Rest Selbstachtung und Selbstbewusstsein dadurch zu erhalten, dass sie ihre Herkunft aus einer vormals der Pflanzer-Aristokratie der Südstaaten zuzurechnenden Familie betont, provoziert den Mann ihrer Schwester, Stanley Kowalski, einen polnischen Einwanderer eher proletarischer Herkunft und Lebenseinstellung. Da Stanley zudem vermutet, dass Blanche einen Keil zwischen ihn und seine Frau Stella treiben will, beginnt er, Blanches Lebenslügen systematisch und brutal aufzudecken. Höhe- und Endpunkt der Demütigungen, die er der hilflosen Blanche zufügt, ist schließlich eine Vergewaltigung. Danach ist Blanche völlig unfähig, zwischen der Realität und ihrer Illusionswelt zu unterscheiden; sie wird in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Der amerikanische Titel des Dramas lautet: „A Streetcar named Desire“ und nimmt Bezug auf den Namen der Endstation einer Straßenbahnlinie in New Orleans. „Desire“ kann „Sehnsucht“, „Wunsch“, aber auch „Trieb“ und „Begierde“ bedeuten. Williams legt sich da nicht fest, so wenig wie er Problemlösungen für seine Personen und Thematiken bereithält.