Schauspiel
Miss Daisy und ihr Chauffeur
von Alfred Uhry
Schauspiel - Miss Daisy und ihr Chauffeur - von Alfred Uhry
DAS STÜCK
Atlanta, Georgia, 1948: Miss Daisy ist eine 72-jährige pensionierte Lehrerin. Nachdem sie eines Tages mit ihrem Auto einen Unfall verursacht hat, kauft Sohn Boolie ihr einen neuen Wagen und engagiert vorsichtshalber den Schwarzen Hoke Coleburn als Chauffeur. Hoke, mit seinen 60 Jahren selbst nicht mehr der Jüngste, ist ein ruhiger, lebenskluger Mann und somit der ideale Gegenpart zur egozentrischen Miss Daisy, die sich hartnäckig weigert, seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Mit Ausdauer und unbeeindruckt von mancher unfreundlichen Bemerkung der alten Dame schafft es Hoke schließlich, dass Miss Daisy in den Wagen einsteigt. Allmählich entsteht zwischen dem ungleichen Paar eine respektvolle Sympathie. Was zunächst den Charme einer widerspenstigen Zähmung hat, entwickelt sich zu einem Gesellschaftsstück mit Tiefgang und subtilen Ober- und Untertönen, ohne das Spiel von Nähe und Ferne zwischen den beiden Hauptpersonen ganz aufzulösen. Genügend Zündstoff für dauerhafte Spannung liefert schon der reale historische Rahmen, dem die beiden Protagonisten entstammen, Sphären, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Hier die wohlhabende, gebildete jüdische Südstaaten-Lady, dort der Schwarze Angestellte aus der Unterschicht in einer Zeit, in der die Rassentrennung in den USA noch fast selbstverständlich den Alltag der Menschen bestimmte. Das Stück war ein Sensationserfolg: Schon 1988, im Jahr nach der Uraufführung, gab es den begehrten Pulitzerpreis. Die Hollywood-Adaption mit Jessica Tandy und Morgan Freeman von 1989 lockte nicht nur weltweit Millionen in die Kinos, sondern erhielt vier (!) Oscars, darunter einen für das Beste Drehbuch. Mit Miss Daisy und Hoke Coleburn gelingt es dem Autor des Stücks, Alfred Uhry, die Ernsthaftigkeit von Rassismus, Vorurteilen und Diskriminierung auf eine menschlich warme, bewegende und sehr unterhaltsame Weise zu thematisieren. Inspiriert zum Stück wurde er von seiner Großmutter Lena Fox und ihrem langjährigen Chauffeur Will Coleman.
Unter der Regie von Fran Matthus stehen Doris Kunstmann als Miss Daisy, Ron Williams als Chauffeur Hoke Coleburn und Benjamin Kernen als Boolie Werthan auf der Bühne. Tourneedurchführung: Tournee-Theater THESPISKARREN.
DIE SCHAUSPIELER*INNEN
DORIS KUNSTMANN (MISS DAISY WERTHAN) Die unter den TOP 100 German Actresses geführte, vielfach ausgezeichnete Schauspielerin studierte in Hamburg und begann ihre Karriere am Theater. Als Tochter des Filmproduzenten Georg Thieß und der Schauspielerin und Grafikerin Erika Kunstmann absolvierte Doris Kunstmann zunächst eine Ausbildung am Schauspielstudio Frese und ging anschließend an das 1951 gegründete Junge Theater (jetzt Ernst Deutsch Theater), das für viele damalige Nachwuchsschauspieler*innen zum Karrieresprungbrett wurde. Schon 1963 stand sie in „Sie fanden ihren Weg“ neben Peter Striebeck u. a. zum ersten Mal vor der Kamera (Regie: Herbert Vesely). Mit ihrer Rollengestaltung in „Depressionen“, einer anderen Inszenierung dieses Filmemachers, wurde sie 1976 mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Die internationale Filmkarriere, die die erst Mitte 20-Jährige berühmt machte, begann 1968 in Italien mit „Das Geschlecht der Engel“. Regisseur Ugo Liberatore besetzte sie auch noch in zwei weiteren Filmen („Bora Bora“ und „Lovemaker“). Für seine zwei glanzvoll besetzten Verfilmungen nach Simmel-Bestseller-Romanen „Und Jimmy ging zum Regebogen“ (Prädikat wertvoll und Goldene Leinwand 1972 für mehr als 3 Millionen Besucher*innen) und „Alle Menschen werden Brüder“ (1973) holte Regisseur Alfred Vohrer sie zurück nach Deutschland. Als Ehefrau des Offiziers Trotta sah man sie in dem von Johannes Schaaf inszenierten, 1972 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes gezeigten Film „Trotta“ nach dem Roman „Die Kapuzinergruft“ des österreichischen Autors Joseph Roth. Das mit dem Filmband in Gold als Bester Spielfilm ausgezeichnete Werk war auch für die Oscar-Vorauswahl als Bester fremdsprachiger Film nominiert. Zu einem cineastischen Highlight wurde 1973 einer ihrer wichtigsten internationalen Filme: „Adolf Hitler – Die letzten zehn Tage“, in dem sie als Eva Braun neben Sir Alec Guinness als Hitler vor der Kamera stand. 1975 drehte sie die hochkarätig besetzte Action-Komödie „Inside Out – Ein genialer Bluff“ mit Telly Savalas und James Mason, 1991 mit Michel Piccoli „Die Seiltänzer“ über eine Affäre des Dichters Jean Genet. Folge ihrer frühen Filmprominenz war eine fast unübersehbare Zahl an TV-Rollen. Besondere Aufmerksamkeit erregte der 1973 zu Weihnachten ausgestrahlte Mehrteiler „Cagliostro“ nach dem Roman von Alexandre Dumas d. Ä. mit Jean Marais in der Titelrolle. Doris Kunstmann spielte als Gaststar in zahlreichen populären TV-Formaten wie „Traumschiff“, „Der Alte“, „Edel & Starck“, „Tatort“, „Ein Fall für Zwei“, „Freunde fürs Leben“, „Um Himmels Willen“ und in der preisgekrönten Sitcom „Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres“. In der Telenovela „Rote Rosen“ war sie als Melanie zu sehen. 1976 wurde sie für ihre Darstellungen in „Die Gräfin von Rathenau“ nach Kleists Novelle „Die Marquise von O“ (Regie: Peter Bauvais) und „Depressionen“ (Regie: Herbert Vesely) mit der Goldenen Kamera als Beste Schauspielerin ausgezeichnet. Ihr Debüt auf der Musical-Bühne feierte sie 2010 am TUI-Operettenhaus in Hamburg. Die englische Regisseurin Carline Brouwer hatte sie überredet, die Mutter Oberin in „Sister Act“ zu spielen. 1985 war Doris Kunstmann mit Sartres „Die Fliegen“ als Elektra zum ersten Mal mit dem EURO-STUDIO Landgraf auf Tournee. Es folgten Hauptrollen in „Geschlossene Gesellschaft“, „Rose Bernd“, „Die tätowierte Rose“, „Laura und Lotte“, „Die Ratten“, „Sterne am Morgenhimmel“, „Empfindliches Gleichgewicht“, „Meisterklasse“ (als Maria Callas) und „Amys Welt“. Große Erfolge feierte sie als Mutter Wolffen in Hauptmanns „Der Biberpelz“ und mit ihrer als »Sternstunde des Theaters« beschriebenen Interpretation u. a. der beiden Titelrollen – des todkranken Kindes und der Oma Rosa – in Eric-Emmanuel Schmitts Erfolgsstück „Oskar und die Dame in Rosa“. Beide letztgenannten Produktionen erhielten den 3. INTHEGA-Preis. Nach „Möwe und Mozart“ spielte sie Frau Imelda (Marcos) in Theresia Walsers Politfarce „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“. 2018–2019 war sie als Yvonne in Yasmina Rezas „Bella Figura“ auf Tournee zu erleben. 2012 erhielt Doris Kunstmann für ihre vielschichtigen Rollengestaltungen den Sonderpreis des INTHEGA-Vorstands.
RON WILLIAMS (Hoke Coleburn, Chauffeur) Geboren 1942 in Kalifornien/USA führte die Militärlaufbahn den umtriebigen Ron Williams nach Deutschland, wo er Moderator für den legendären Radiosender der amerikanischen Streitkräfte, AFN, wurde. Bald folgten Kabarett-, Radio-, TV- und Bühnenauftritte in ganz Europa. Das Multitalent mit ausgeprägter Medienaffinität wurde Schauspieler (Theater, Kino, TV), Kabarettist (u. a. bei der 1956 von Sammy Drechsel und Dieter Hildebrandt gegründeten Münchner Lach- und Schießgesellschaft) und präsentierte zahllose eigene One-Man-Shows. Er wirkte in mehr als 800 Fernsehsendungen mit (u. a. „Ronabend“, sieben Jahre „Musikszene“ im WDR/ORF, „Spaß am Dienstag“, „Focus on Europe“ im Deutsche Welle Fernsehen). Man kennt ihn als TV- und Hörfunkmoderator. Als Entertainer und Sänger ist er immer wieder in Live-Konzerten mit verschiedenen eigenen Bands oder als Gast diverser Bigbands zu sehen. Soziales Engagement ist für den Allrounder selbstverständlich. Seine „Schultour für Toleranz“, die ihn in über 100 Schulen führte, ist Herzenssache und Teil seines politischen Kampfes gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und für mehr Menschlichkeit. Dafür erhielt er am 13. Oktober 2004 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Von 2002 bis 2005 spielte er die Titelrolle in „I Have A Dream – Die Martin Luther King Story“ (Inthega-Preis 2003) bei den Theatergastspielen Kempf. 2007 fand die Welturaufführung des Musicals „Martin Luther King – The King of Love“ in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis Kirche statt. Es basiert auf einem Buch von Williams, der auch als Hauptdarsteller und Komponist wirkte. Es folgten Titelrollen von 2005 bis Januar 2010 in „Ray Charles“ (INTHEGA-Preis für Musik Theater Crossover 2008), von Januar 2009 bis Oktober 2011 in „Endlich frei – Die Nelson Mandela Story“. Von 2012 bis 2016 spielte Williams in „Die Harry Belafonte Story“ und von 2015 bis 2019 in „Onkel Toms Hütte“ – frei nach dem Romanklassiker von Harriet Beecher Stowe. Von 2016 bis 2021 tourte Ron Williams mit dem eigenen Programm „Hautnah“ gemeinsam mit dem Jörg Seidel Trio. Von 2008 bis 2021 wirkte er mit als Präsentator und Sänger in der „Sweet Soul Music Revue“, von 2015 bis 2021 in „The Sound of Classic Motown“ sowie ab 2020 in „Respect – A Tribute to Aretha Franklin“.
BENJAMIN KERNEN (BOOLIE WERTHAN, MISS DAISYS SOHN) Der Schweizer Benjamin Kernen absolvierte die Schauspiel Akademie Zürich mit Diplom. In Zürich am Theater am Neumarkt, am Stadttheater Luzern und am Theater Bielefeld sammelte er erste Berufserfahrungen. Vom Märchen bis zur Komödie, von der Tragödie bis zum Musical, von der Klassik bis hin zu modernen Theaterstücken hat sich der vielseitige Schauspieler ein großes Spektrum von Rollen erarbeitet. Er war u. a. Tellheim in „Minna von Barnhelm“, Mellefont in „Miss Sara Sampson“, Jerry in Albees „Zoogeschichte“, Jojo in Lutz Hübners „Das Herz eines Boxers“ und Jack the Ripper in Wedekinds „Lulu“. Kernen lebte einige Jahre als freier Schauspieler in Berlin und war dort in vielen Projekten – zum Beispiel am Berliner Ensemble – beteiligt. Wiederholt ist er in Film- und Fernsehproduktionen aufgetreten. Er ist ein gefragter Synchronsprecher und wirkte in zahlreichen Hörspielen mit. Mittlerweile ist er nach Wismar umgezogen. Seit 2011 spielt er Capt’n J. Flint beim Piraten Open Air in Grevesmühle und führt dort seit 2012 auch Regie. Im Sommer 2015 stand er in Grevesmühle gemeinsam mit Anouschka Renzi und Tanja Schumann in dem Piraten-Abenteuer „Sturm über den Caymans“ auf der Bühne. Das Tourneetheaterpublikum kennt Benjamin Kernen aus mehreren Produktionen des EURO-STUDIO Landgraf: In „Bungee Jumping oder Die Geschichte vom goldenen Fisch“ spielte er neben Martin Lindow die zweite männliche Hauptrolle, Roland. Mit Neil LaButes Stück „das maß der dinge“ (Regie: Uwe Eric Laufenberg) ging er mehrfach auf Gastspielreise sowie als Egmont Clausen in Hauptmanns „Vor Sonnenuntergang“ (Regie: Peter Kupke), das mit dem 2. INTHEGA-Preis 2007 ausgezeichnet wurde. In David Hares Stück „Zeitfenster“ spielte er an der Seite von Marion Mitterhammer und Peter Striebeck. Vor seinem Auftritt in Mathieu Delaportes und Alexandre de la Patellières Erfolgskomödie „Der Vorname“ (nominiert für den INTHEGA-Preis 2014 und 2015) war er auf Tournee in der EURO-STUDIO-Landgraf-Produktion „Fettes Schwein“ (ausgezeichnet mit dem 3. INTHEGA-Preis 2009) neben Martin Lindow zu sehen sowie in der Theateradaption des Steinbeck-Romans „Jenseits von Eden“ an der Seite von Jochen Horst. 2016/2017, 2018/2019 und 2019/2020 war er mit Florian Zellers Tragikomödie „Vater“ (Koproduktion EURO-STUDIO Landgraf und Schauspielbühnen in Stuttgart, Altes Schauspielhaus) auf Gastspielreise. 2019/2020 spielte er Pierre in der EURO-STUDIO-Landgraf-Produktion von Florian Zellers Komödie „Eine Stunde Ruhe“ (Regie: Pascal Breuer).
REGIE
FRANK MATTHUS. Frank Matthus studierte zunächst Schauspiel an der Hochschule Ernst Busch, Berlin. Bereits im zweiten Studienjahr holte ihn Bernd Böhlich für eine Hauptrolle für die Krimiserie „Polizeiruf 110“. Wenig später holte ihn das Kinostudio Riga, Lettland, wo Matthus in der zweiteiligen Kinoproduktion „Der Klavierspieler“ die Titelrolle übernahm. Sein erstes Theaterengagement führte ihn an das Berliner Ensemble. Dort studierte er in der Meisterklasse zusätzlich Regie. Seit Matthus‘ erster Schauspielregie 1990 umfasst seine Werkliste heute über 80 Inszenierungen für Schauspiel und Oper. Als Regisseur, Schauspieler und später als Oberspielleiter war Matthus von 1990 bis 1996 am Brandenburger Theater engagiert, wo er mit Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ seine erste Opernregie schuf. 1996 wechselte er als Schauspieldirektor an die Vereinigten Bühnen Gera/Altenburg. Seit 2001 ist er freischaffend tätig. Er arbeitete u. a. für die Canadian Opera Company in Toronto („Lucia di Lammermoor“ und „Rigoletto“), für das Staatstheater Cottbus, das Stadttheater Bern, das Theater Krefeld Mönchengladbach („Richard O’Brien’s „Rocky Horror Show“) sowie für die Theater in Chemnitz, Bautzen, Hof und Flensburg. Seine Inszenierungen für das EURO-STUDIO Landgraf von Arthur Millers „Hexenjagd“ (2004) und „Schachnovelle“ (2007) nach Stefan Zweig gewannen jeweils den 1. INTHEGA-Preis für die Beste deutschsprachige Tourneeinszenierung. 2020 erhielt seine Inszenierung von „Suor Angelica“ von Giacomo Puccini für das Opernhaus in Petrozwavodsk eine „Goldene Maske“ für eine der besten russischen Opernproduktionen des Jahres. Matthus ist Gründungsmitglied und künstlerischer Leiter des Theatersommers Netzeband, seit 2005 leitet er das Projekt auch als Festivalmanager. Mit der von ihm stark bearbeiteten Fassung von „Macbeth" wurde dort das Synchrontheater erfunden. 2010 gründete Matthus mit befreundeten Künstlern die Fontanefestspiele Neuruppin, die seither im Rhythmus von zwei Jahren in Neuruppin stattfinden. Von 2014 bis 2018 war Matthus Künstlerischer Direktor der Kammeroper Schloss Rheinsberg. Zu seiner Konzeption gehörten neben der Förderung junger Sänger*innen und der Kammeroper auch die Entwicklung neuer Opern. So wurde im Sommer 2015 mit großem Erfolg beim Publikum die Oper „Adriana“ von Elke Heidenreich und Marc-Aurel Floros uraufgeführt. Unter dem Pseudonym Anton Perrey schreibt Matthus Texte für das Theater wie beispielsweise den Monolog „Prinz Heinrich inszeniert eine Oper" und das Opernlibretto nach Michael Endes Roman „Die unendliche Geschichte“. Auch die Stückfassungen der Netzebander Nibelungen-Trilogie der Jahre 2008–2010 stammte aus seiner Feder. 2020 erschien Matthus‘ erstes Buch „Drei Stücke“ im Regenbrecht-Verlag. Frank Matthus ist Vater von vier Kindern und lebt in Netzeband.
AUSSTATTUNGMONIKA MARIA CLERES. Geboren und aufgewachsen in Worms, absolvierte sie nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung im Damenschneiderhandwerk. Ihr Kostümdesignstudium bei Prof. Dirk von Bodisco an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg schloss sie mit Diplom ab. Anschließend studierte sie Bühnenbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, u. a. beim renommierten Bühnen- und Kostümbildner Prof. Volker Pfüller sowie beim Dramaturgen Mathias Ruckhäberle. Am Deutschen Schauspielhaus Hamburg assistierte sie über zwei Jahre (1998–2000) unter der Intendanz von Frank Baumbauer, u. a. bei der Uraufführung von „Jeff Koons“ von Rainald Götz (Regie: Stefan Bachmann). Als Kostümassistentin bei den Salzburger Festspielen 1999 begleitete sie den Shakespeare–Marathon „SCHLACHTEN!“ von Lanoye/Perceval in der Regie von Luk Perceval. Seit über zwanzig Jahren entwirft sie eigene Ausstattungen an Theatern deutschlandweit, u. a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Schauspiel Bonn, Theater der Stadt Heidelberg, Münchner Volkstheater, E.T.A.-Hoffmann-Theater Bamberg, Staatstheater Meiningen, Landestheater Eisenach, an der Kleinen Komödie am Max II München, für a.gon Theaterproduktionen München und für das BR-Fernsehen. Seit April 2019 ist sie als Ausstattungsleiterin am Theater Rudolstadt tätig. 2021 verantwortete sie die Ausstattung für „Biedermann und die Brandstifter“ am Meininger Staatstheater (Regie: Peter Bernhardt) sowie für die Produktion „Ewig Jung“ (Regie: Steffen Mensching) am Theater Rudolstadt. Für die Konzertdirektion Landgraf gestaltete sie 2019 Bühne und Kostüme für die mit dem 1. INTHEGA-Preis DIE NEUBERIN 2020 ausgezeichnete Produktion „Aus dem Nichts“ in der Regie von Miraz Bezar und 2021 ebenfalls Bühne (mit Tom Grasshoff) und Kostüme für die Produktion „Extrawurst“ (Regie: Frank Matthus) sowie Bühne und Kostüme für „Die Kehrseite der Medaille“ (Regie: Pascal Breuer). Weitere Infos unter www.mmcleres.de.
AUTOR ALFRED UHRY
Alfred Uhry wurde 1936 geboren. Seine berühmte theatralische „Atlanta-Trilogie“ wurde von der Erfahrung des Schriftstellers inspiriert, der in den 1940er und 1950er Jahren in der Hauptstadt von Georgia, Atlanta, im Süden der USA als Jude aufwuchs. „Versuche immer, die Wahrheit zu sagen.“ Indem er seinem eigenen Credo für die Gestaltung von Charakteren in seinen Stücken „Miss Daisy und ihr Chauffeur“, „Die letzte Nacht von Ballyhoo“ und „Parade“ folgte, hat sich Uhry Ehrungen vom Broadway bis nach Hollywood und die höchsten Auszeichnungen in seinem Fach als Dramatiker verdient. Er ist der einzige amerikanische Autor, der die „Triple Crown“ des Tony Award für Theater für das beste Stück, den Hollywood-Oscar für das beste Filmdrehbuch und den Pulitzer-Preis für die beste Dramatisierung gewonnen hat. Uhrys drei Theaterstücke über Atlanta spielen im Bannkreis von historischen Schlaglichtern des 20. Jahrhunderts der Stadt – dem Lynchmord an Leo Frank 1915, der Premiere von „Vom Winde verweht“ 1939, dem Bombenanschlag auf den Tempel 1958 und dem Gala-Dinner der Stadt 1964 zu Ehren des Friedensnobelpreises von Martin Luther King. In jedem seiner Stücke definiert die Rassentrennung die Beziehungen der Charaktere zueinander, und ihre persönlichen Konflikte entwickeln sich auf eine Weise, die die historische Entwicklung von Atlanta widerspiegeln. Uhry absolvierte die Druid Hills High School und die Brown University und begann seine berufliche Laufbahn im Manhattan der 1960er Jahre als Lyriker beim Schriftsteller-Verleger Frank Loesser. Später arbeitete er als Dozent an einer Privatschule und schrieb Comedy-Drehbücher für das Fernsehen, bevor er die Texte für sein erstes Broadway-Musical verfasste, eine Adaption von John Steinbecks Roman „East of Eden“. Uhrys erster Bühnenerfolg kam 1976 mit einer musikalischen Version von „Der Räuberbräutigam“ von Eudora Welty, die Uhry seine erste Tony Award-Nominierung für Theaterstücke einbrachte. Anschließend schrieb er zwischen 1977 und 1985 Libretti für mehrere Musicals. Nach Uhrys eigenen Angaben war er kurz davor, das Schreiben aufzugeben, als er sein erstes nicht-musikalisches Werk verfasste, das er „Driving Miss Daisy“ nannte, das 1988 am Broadway Premiere hatte und ihm einen bemerkenswerten Publikumserfolg bescherte. Miss Daisy basiert lose auf der Geschichte seiner eigenen Großmutter und ihres langjährigen Chauffeurs. Uhry folgt darin zwei Figuren, deren Beziehung von 1947 bis 1972 eine komplexe zeitliche Distanz zurücklegten, die viele weiße und Schwarze Südstaatler gemeinsam durchlebten und in der die Bürgerrechtsbewegung entstand. „Driving Miss Daisy“ gewann 1988 den Pulitzer-Preis für Bestes Drama, es lief drei Jahre lang Off-Broadway. Eine Broadway-Wiederaufnahme folgte 2010, ebenso wie Tourneeproduktionen in Großbritannien und Australien. Die Filmversion von 1989 – komplett in Georgia gedreht – gewann 1990 vier Oscars, darunter als Bester Film. Uhry gewann sowohl den Oscar als auch den Award der Writers Guild of America für das beste adaptierte Drehbuch. Uhrys nächstes Stück, „Die letzte Nacht von Ballyhoo“, entstand im Auftrag der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta. Von dort zog es an den Broadway, wo es 1997 den Tony Award für das beste Stück gewann. Die Komödie Ballyhoo spielt im Dezember 1939 und handelt von Snobismus, Missverständnissen und interrassischen Vorurteilen in einer assimilierten reformierten jüdischen Familie, die wie Uhrys Familie in der Habersham Road in Atlanta lebt. Das Stück wurde von Uhrys Erinnerungen an einen jüdischen Gesellschaftsskandal inspiriert und gipfelt in einer Tanzszene in einem exklusiven Club von Atlanta. Was Uhrys kreativer Vorstellungskraft entsprang, bezeichnete das Magazin Variety als „eine entzückende Komödie mit einer unbequemen Botschaft“. Während Hitlers Invasion in Polen außerhalb des Bühnengeschehens stattfindet, lässt Uhrys gleichzeitig am Vorabend der „Vom Winde verwehte“-Premiere inmitten sozialer Spannungen einen schicken Debütanten-Ball stattfinden. Das letzte von Uhrys Atlanta-Stücken, „Parade“, wurde als „dunkles Musical“ bezeichnet. „Parade“ basiert auf dem Fall von Leo Frank, einem jüdischen Fabrikleiter aus Brooklyn, der 1913 in einem Mordprozess in Atlanta angeklagt und verurteilt wurde und 1915 – aufgestachelt von einer antisemitischen Anti-Yankee-Presse in Georgia – aus dem Gefängnis entführt und gelyncht wurde. Während politische Demagogie und rassistische Hysterie die Stadt erschüttern, konzentriert sich das Stück auf die Beziehung zwischen Leo Frank und seiner Frau Lucille. Uhry stellt Frank als eine kalte und isolierte Figur dar, dessen Kampf um die Umwandlung seiner Todesstrafe für ein Wiedererwachen der Liebe des Paares sorgt. Letztendlich kommt es jedoch zur Tragödie, als Frank aus dem Gefängnis entführt und von einem Marietta-Lynch-Mob aufgehängt wird. Uhrys „Parade“ gewann 1999 seinen zweiten Tony Award; eine überarbeitete Produktion des Musicals im Jahr 2007 zog eine Olivier Award-Nominierung für hervorragende Leistungen im Londoner Theater nach sich. Zu Uhrys späteren Werken zählen die Theaterstücke „Without Walls“ und „Edgardo Mine“ von 2006, seine Einakter-Adaption „Apples and Oranges“ (2012), die in Atlanta uraufgeführt wurde, sowie die Musicals „Lovemusik“ (2007), „Angel Reapers“ (2011) und „My Paris“ (2016). Neben „Driving Miss Daisy“ wurden Uhry Drehbücher für die Filme „Mystic Pizza“ (1988) und „Rich in Love“ (1993) auf die Leinwand gebracht. Alfred Uhry wurde 2015 als Schriftsteller in die Hall of Fame seines Heimatstaates Georgia aufgenommen.
PRESSESPIEGEL
„Miss Daisy und ihr Chauffeur“ zeigt uns, dass Freundschaft durch kleine Freundlichkeiten, ein Stück Kuchen, ein gemeinsames Lachen und einen Seufzer des Trosts geknüpft wird. Die Handlung dieser schönen Komödie spielt in den untergehenden Jahren der Rassentrennung und zeugt von gegenseitigem Verständnis in einer Zeit mutwilliger Ignoranz. WASHINGTON D. C. Rita Kempley, Washington Post, 12.01.1990.
Schauspiel - Miss Daisy und ihr Chauffeur - von Alfred Uhry