Musica Camerata: Das romantische Konzert
Musica Camerata: Das romantische Konzert - Joseph Suk, Gustav Mahler, Edward Grieg - Programm:
Joseph Suk Serenade Op.6
Gustav Mahler,
Adagietto aus der 5. Sinfonie mit Harfe
Pause
Edward Grieg
Holberg-Suite op.40
Auf ein Wort:
Die Musica Camerata Westfalica hat nach 5 Jahren nun ihre spezielle Klangbildung herausgearbeitet und beginnt nun im Jahre 2018 mit einem Programm, welches den Klang gepaart mit einem sehr hohen Schwierigkeitsgrad dem Publikum anbietet. Hier ist nicht mehr von näselnden, scharfen oder vibrato-losen und engen Tönen die Rede. Die Streicher erheben sich zu einer dynamischen, edlen, warmen, sowie intonationssicheren Tongebung, was bedeutet, dass alle Musikanten mit großer kollegialer Spielqualität ihre Aufgaben erfüllen. Man kann auch sagen, dass jeder ein bisschen solistische Ambitionen haben muss, um die hier geforderten Aufgaben 100%ig durchführen zu können. Die Musica Camerata Westfalica ist kein Muggenensemble sondern ein Kammerorchester, das sich dieser großen europäischen Literatur der Romantik und Spätromantik des 18. bis 20. Jahrhunderts vornimmt.
Die Erfolge sind bereits spürbar.
Die Rezensionen drücken genau das aus, was sich die Musiker des Kammerorchesters MCW mit ihrem Dirigenten und künstlerischen Leiter vorgenommen haben. Beim Sonderkonzert zum Gedenken an den 100. Todestag von Max Reger:
Man spricht …von feinster Musizierkunst auf hohem Niveau… das Programm sehr facettenreich und mit Feingefühl zusammengestellt war. …das Streichorchester mit einem farbenreichen Ensembleklang die Architektur des Werkes sehr transparent deutlich machte… stilistisch sehr interessant über das Choralvorspiel BWV 622
„O Mensch, bewein dein‘ Sünde groß“ von Bach bearbeitet von Max Reger.
Mit großer Detailgenauigkeit und stringentem Dirigat führte Jaroslawski die Mitglieder der Musica Camerata, die ihre ganzen spielerischen Qualitäten einbringen konnten. Mit versierter Art und großem Verständnis für die Musiksprache von Anton Bruckner hat Jaroslawski das Streichquintett in ein musikalisches Gewand gekleidet, bei dem der Glanz und die Schönheit vielleicht sogar noch verstärkt ihre Wirkung erzielen konnten. Besonders im langsamen Adagio-Satz wurde dem gebannt lauschenden Publikum ein wunderbares Musikerlebnis geschenkt.
Das Werk aus dem Jahre 1879 erklang in einer frischen und lebendigen Art, wobei die dramatischen Momente kunstvoll in den Ablauf integriert waren.
Das Programm für 2018 steht unter dem Thema: Klassik des 18. bis 20. Jahrhunderts - Geschichte und Musikgeschichte in Europa.
Es steht außer Frage, dass alle europäischen Komponisten in der Musik, die von Rameau und Bach entwickelte Musiktheorie und Harmonielehre, gemeinsam in ihren Werken zum Ausdruck bringen. Bedeutet auch, dass alle europäischen Völker nach dieser Harmonie empfinden.
Im April beginnt das Programm mit einer Streicherserenade von Joseph Suk. Der Tscheche Joseph Suk, geboren 1873 bei Prag und 1935 in Prag gestorben, begann sein Euvre mit Kammermusik sowie in etwas lieblicher Dvorák-Tradition mit einer viersätzigen Streicherserenade op. 6, die dem Vorbild des entsprechenden Werks von Dvoráks Streicherserenade nachempfunden ist. Er war Schüler von Antonin Dvoràk und lernte Dvoràk über die Tochter kennen, die er später heiratete und somit Antonin Dvoràk sein Schwiegervater wurde. Eine Gedenktafel an Suk befindet sich heute an seinem Wohnhaus in der ul. Trojická, Prag
Es war eine großartige Musikerfamilie, die sich bis zum Geiger Josef Suk, Urenkel des Komponisten Suk und Ururenkel von Dvoràk, fortsetzte und eine sehr beachtliche solistische internationale Kariere begann und im Suk-Trio wie auch im Prager Streichquartett auftrat. Josef Suk starb 2011 in Prag.
Den Mittelpunkt des Programms, des - Romantischen Konzertes - wird hier eines der schönsten langsamen Sätze des Komponisten Gustav Mahlers aufgeführt. Mit der Besetzung von sechs 1. Violinen, fünf 2. Violinen, fünf Violas, vier Celli, zwei Kontrabässen und einer Harfe, wird dieser 12 minütige Satz anstelle eines Solistenkonzertes präsentiert. Dieser Satz mit der Tempobezeichnung Adagietto aus der 5. Sinfonie, bot sich als Filmmusik von Viscontis - Tod in Venedig - nach der Novelle von Thomas Mann an.
Dieser Satz spricht für sich und gibt den Zuhörern das wieder, was uns die Endlosigkeit verweigert: ewiges Leben.
Gustav Mahler entstammte einer jüdischen Familie. Sein Großvater war Šimon Mahler, Pächter und späterer Besitzer einer Weinbrennerei in Kalischt. Dessen Sohn Bernard Mahler (* 1827 in Lipnitz; † 1889 in Iglau) heiratete 1857 Marie Herrmann (* 1837 in Ledetsch; † 1889 in Iglau), sie stammte aus der Familie eines Seifenfabrikanten. Nach der Heirat erwarben die Eltern Gustav Mahlers zu der Weinbrennerei einen Gasthof in Kalischt, das spätere Geburtshaus Gustav Mahlers.
1860 verkauften Mahlers Eltern ihren Gasthof und das Geschäft in Kalischt und zogen in die mährische Stadt Iglau, wo Mahler den überwiegenden Teil seiner Jugend verbrachte. Er musste mit ansehen, wie der Vater die Mutter schlug, ein Trauma, das er nur spät mit Hilfe von Sigmund Freud bewältigen konnte.
Von den vierzehn Kindern starben sechs früh. Gustav war der zweitgeborene; sein Bruder Isidor war bei Gustavs Geburt jedoch schon gestorben. Besonders der Tod seines Bruders Ernst mit
dreizehn Jahren, als Gustav selbst erst fünfzehn war, machte ihm sehr zu schaffen.
Beide Eltern starben, als Mahler noch keine dreißig Jahre alt war. Danach fühlte er sich verpflichtet, für seine jüngeren Geschwister zu sorgen. Er half seinen Brüdern, bis sie selbstständig waren. Einer von ihnen wanderte nach Amerika aus. Mahler nahm seine Schwester Justine zu sich, die ihm bis zu ihrer Heirat viele Jahre den Haushalt führte. Justine (1868–1938) und Mahlers jüngste Schwester Emma (1875–1933) heirateten die Brüder Arnold bzw. Eduard Rosé, die Musiker im Philharmonischen Orchester von Wien waren.
Wenn man Gustav Mahlers Leben liest, dann kann man dieses Adagietto durchaus nachvollziehen. Das sind nicht nur Noten, das ist Mahler selbst. Er war nicht nur einer der bedeutendsten Komponisten der Spätromantik, sondern auch einer der berühmtesten Dirigenten seiner Zeit und als Operndirektor ein bedeutender Reformer des Musiktheaters. Gustav Mahlers Schaffen umfasst u. a. 10 Sinfonien.
Die langsamen Sätze daraus sind legendär geworden.
Hier nun eine Aufführung mit der Musica Camerata Westfalica, die sich die Kompositionen des 18. – 20. Jahrhunderts vorgenommen hat.
Der Norweger Edvard Hagerup Grieg wurde am 15.06.1843 in Bergen geboren und ist am 04.09.1907 ebenfalls in Bergen gestorben. Ersten Klavierunterricht erhielt Grieg von seiner Mutter. Auf Veranlassung des norwegischen Geigers Ole Bull studierte er von 1858 bis 1862 am Leipziger Konservatorium. Er wurde Schüler u. a. von I. Moscheles, M. Hauptmann und C. Reinecke.
Zwanzigjährig ging Grieg nach Kopenhagen, wo ihn die Entwicklung der dänischen Musik und die Begegnung mit N. W. Gade sehr beeindruckte. Großen Einfluss übte Richard Nordraak (der Komponist
der norwegischen Nationalhymne) auf ihn aus. Er begeisterte Grieg für die norwegische Volksmusik, die einen erheblichen Einfluss auf sein kompositorisches Schaffen hatte.
1871 gründete Grieg eine Musikgesellschaft in Oslo. 1880 übersiedelte er nach Bergen. Griegs Frau Nina Hagerup war
Sängerin und eine hervorragende Interpretin seiner Lieder. Grieg war mit Ibsen und Björnson befreundet und feierte große Erfolge als
Pianist und Dirigent.
In Norwegen wurde er gefeiert wie ein Volksheld. Sein Tod war Anlass zu einer nationalen Trauerkundgebung.
Dies ist an den jeweiligen nationalen europäischen Ländern das Interessante, dass ab dem 19. Jahrhundert und in der Zeit der Aufklärung spezielle Volksmelodien von den Komponisten aufgenommen wurden und stilistisch von jedem Land zu Land unterschiedlich verarbeitet worden sind. Die Erkennung der Stile, woher die Musik stammt, ist aber sofort herauszuhören.